Beinahe, aber nur beinahe wäre Vilshofen heute mit uneingeschränkt gutem Beiklang oder Nachgeschmack im Munde der ganzen Welt verankert, oder zumindest des Teils davon, der Alkoholgenuss nicht ablehnt.
Dazu hätte bloß den Vilshofenern der 1840er Jahre das Gebräu jenes Mitbürgers schmecken müssen, dessen Büste heute repräsentativ vor dem Rathaus steht und ernst auf den lang gezogenen Stadtplatz blickt. Tat es aber nicht, daher ging dieser Joseph Groll 1842 dann nach Böhmen, präsentierte seine Kreation dort am 11.11. desselben Jahres, und “allgemeiner Jubel erscholl”, als die dortigen Biertrinker sich von dem “schneiden, köstlichen, nie wahrgenommenen Geschmacke überzeugten”, wie das Büchlein “Reisen mit Herz und Seele: Das Passauer Land” eine ungenannte Quelle zitiert. Nun ist eben Pilsener bzw. Pils in fast aller Munde, und nicht Vilshofener bzw. Vils, wie es sonst sehr wahrscheinlich gehießen hätte.
Die Vils ist übrigens einer von drei bis vier Flüssen, an denen Vilshofen liegt. Irgendwo an ihrem Ufer soll Groll demselben Büchlein zufolge eine Kapelle gestiftet haben, nachdem er “als gemachter Mann” schon 1845 in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Die Stadt Pilsen scheint er also nicht so ins Herz geschlosen zu haben – sie umgekehrt ihn aber auch nicht. “Er galt als mürrisch, unausstehlich und zornig, vielleicht auch etwas sklerotisch, verstand sein Handwerk aber bestens”, schreibt Pilsens deutschsprachiger Internetauftritt heute über den Mann, der die Stadt weltberühmt gemacht hat.
Und Vilshofens verbliebene Brauerei zeigt sich heute halt stolz auf ihr Weißbier, “das bereits vor Jahrhunderten sogar schon nach Rom und Serbien gebracht worden ist” und wohl seit dem späten 16. Jahrhundert dort gebraut wurde. Damals begannen die bayerischen Herzöge mit Erfolg, den Händlern aus dem nahen Fürstbistum Passau den lukrativen Salzhandel nach Böhmen abzugraben.
Derselben Brauerei, die heutzutage immerhin als eines von 15 Produkten auch ein (gutes) Groll-Pils braut, ist mit zu verdanken, dass Vilshofen, wenn schon nicht im Munde der Welt, dann zumindest einmal im Jahr im Ohr ganz Bayerns und derer, die sich so fühlen, ist. Und zwar am politischen Aschermittwoch. Diese Veranstaltung war lange in der Brauereigaststätte “Wolferstetter-Keller” zuhause, woran dort eine Plakette mit dem Bildnis des weniger grollend dreinblickenden, aber ebenfalls massigen Franz Josef Strauß’ erinnert.
Begangen wurde die CSU-Feierlichkeit dort bis 1975. Dann sprengte der Erfolg die Grenzen und die CSU zog in die nächste, größere Dreiflüssestadt, das weiter östlich nahe Passau. In Vilshofen übernahm die in Bayern zumal kleinere SPD den Brauch. Das ehrfurchtgebietende Gebäude, das sich vor der zünftigen Gaststätte an der Stadtmauer befindet ist übrigens – wir sind ja in Bayern – ein Parkhaus.
Dass vieles dem Autoverkehr untergeordnet wird, bemerkt auch, wer den größten Fluss, an dem Vilshofen liegt, die Donau, zu Fuß überquert. Richtig gut sehen, wie die Stadt “sich malerisch an der Mündung der Vils und Wolfach in die Donau … vom Gegenufer wie eine auf dem Strom schwimmende Insel” zeigt (wie es auf vilshofen.de heißt), kann man von der anderen Donauseite jedenfalls nicht, auch wegen des Flugplatzes (dessen Webseite natürlich schönere Fotos von weiter oben zeigt; vier Flüsse enthält Vilshofen übrigens, wenn man noch den Bach namens Pfudrach mitzählt …).
Aber der lang gezogene Stadtplatz, dessen eine Seite der barocke Stadttorturm, dessen andere die neogotische Stadtpfarrkirche bildet, ist durchaus pittoresk. Und in der Mitte blickt Joseph Groll nur leicht skeptisch (aber wohl wirklichkeitsgetreu, vgl. beer.wikia.com) in die “gute Stube” (vilshofen.de nochmal) seiner Heimatstadt.
Nix Neues mehr los hier, was man wissen wollen könnte;-) ?
Doch, es kommt wieder Neues, demnächst in fragmentarischerer Form.