Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn, lautet zumindest eine (vielleicht, hoffentlich nicht von allen, die sie äußern, wörtlich gemeinte) Ansicht. In Saarbrücken – der Hauptstadt des Saarlandes also, dessen Einwohner im 20. Jahrhundert gleich zweimal in Volksabstimmungen bekundet hatten, wieder zu Deutschland gehören zu wollen – hatte man dann in den 1960er Jahren den Einfall, entlang der die Stadt durchfließenden Saar eine fünf- und noch mehrspurige Autobahn zu bauen.
Wenn man heute also vom über der Stadt liegenden Schloss aus “den vielleicht schönsten Ausblick auf Saarbrücken” (Tourist-Information Saarbrücken) zu genießen versucht – bei dem man nicht auf Karstadt oder ein Gebäude mit Mercedesstern obendrauf gucken muss, sondern den Blick auch eher auf Kirchtürme oder das 1938 als “Gautheater Saarpfalz” errichtete Theater richten kann -, dann geschieht das immer unter dem pausenlosen Rauschen des Autobahnverkehrs. Wenn man auf der anderen Seite des Flusses picknickt, wie es die Saarbrücker gern tun, rauscht die Saar dagegen nicht. Sie stört eigentlich eher etwas, weil es umständlich ist, sie zu überqueren.
Beim Schloss, das auch schon in früheren Jahrhunderten häufig zerstört und dann anders wieder aufgebaut worden ist, handelt es sich heute um ein derart nüchtern restauriertes Gebäude, dass es jedenfalls sinnvoll ist, auf den zahlreich vorhandenen Erklärungstafeln “barock” dazuzuschreiben. Auf den ersten Blick ließe sich auch ein Shoppingcenter vermuten. Das ist es aber nicht, sondern eine Verwaltungs- und Veranstaltungsstätte.
Daneben steht das historische Museum Saar, das aus in den Nuller Jahren dieses Jahrhunderts freigelegten Ruinen, Gefängnissen und Kasematten aus Schlossbauten früherer Epochen ganz netten Hokuspokus gestaltet und dabei zeigt, in welch unterschiedlichen Formen dieses Schloss eben schon früher immer wieder aufgebaut worden war. Entdeckt wurden die alten Ruinen unter anderem natürlich beim Bau der Autobahn. Was ebenfalls fürs Museum spricht: die angenehme Kühle darin, wenn es in der Stadt mal wieder sehr schwül ist.
Was hingegen seit kurzem tatsächlich ein Shoppingcenter ist, und zwar mit 25.000 Quadratmetern ein beachtlich großes: die ehemalige königlich-preußische Bergwerksdirektion. Das Gebäude wurde im Jahr 1880 unter anderem vom Architekten Martin Gropius, einem Großonkel des berühmteren Walter Gropius, errichtet und zählte schon vorher auch zu den Sehenswürdigkeiten der an Sehenswürdigkeiten nicht ungeheuer reichen (aber in der Vergangenheit eben auch sehr oft zerstörten) Stadt. Zu behaupten, in diesem Shoppingcenter gäbe es irgendetwas nicht, das in anderen Shoppingcentern der Otto’schen ECE-Gruppe vorhanden ist, das wäre wirklich grob ungerecht.
Beim ersten überfliegen hatte ich die “OTTO´sche EHEC-Gruppe” gelesen und gedacht, dass die cleveren Hamburger Kaufleute eine neue Geschäftsidee entwickelt hätten… Aber sehr schöne Impressionen. Da möchte man gleich die Koffer packen und sich auf den Weg mache – natürlich mit dem Auto!
Tja, nach Saarbrücken zumindest bietet sich das an (und Eisen- oder Landebahnen sind direkt an Flüssen auch nicht toller, zumindest sofern sie oft benutzt werden)
Sofern sich seit meinem ersten und einzigen Besuch um 1992 herum nichts wesentlich geändert hat, darf ich die “besseren” Seiten Saarbrückens erwähnen: erstens eine ruhige Alt-Stadt mit teils imponierenden Alt-Bauten. Zweitens die Qualität der Gastronomie, denn Frankreich ist ja gleich nebenan. Als zufälliger Gast auf einem Stadtfest probierte ich diverse stadtfest-typische Speisen, angefangen bei der Frühlingsrolle. Alle waren sie ungleich leckerer als ihre Hamburger Entsprechungen.
Stimmt, es ist natürlich auch fast überall (noch) besser als hier gezeigt werden kann…
Saarbrigge gehört aber wirklich nicht in eine Reihe mit Bückeburg und Unkel!
Stimmt streng genommen. Irgendwann werden Berlin oder Köln oder Hamburg aber auch noch vorkommen…
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