Dass der Stadtteil-Name Stammheim nicht den schönsten Klang hat, liegt an Stuttgart bzw. seiner Justizvollzugsanstalt (womit über Stuttgart-Stammheim selbst, das ich auch überhaupt nicht kenne, gar nichts gesagt ist).
Jedenfalls, der gleichnamige Stadtteil Kölns, der zweitnördlichste auf der in Köln ohnehin für weniger toll gehaltenen rechten Rheinseite, entfaltet auf die ersten Blicke nicht gerade Glamour. Wenn man ihn von der gleichnamigen S-Bahn-Station kommend betritt, nachdem man eine Höllenstraße überquert hat, macht er einen bestenfalls unscheinbaren Vorstadt-Eindruck.
Schon etwas schöner ist es, auf dem Rheindeich vom nördlich gelegenen Stadtteil Flittard her zu kommen. Flittard enthält außer einem Großklärwerk auch eine kleine Sehenswürdigkeit: eine erhaltene Station der optischen Telegraphenlinie aus dem 19. Jahrhundert, die auf nicht-elektronische, sondern mechanische Art die damalige Hauptstadt des preußischen Rheinlands, Koblenz, mit der eigentlichen Hauptstadt Berlin verband.
Kommt man also von Norden auf Köln-Stammheim zu, liegt zunächst zur Linken das Klärwerk. Dann stößt man auf den Olympia-Stützpunkt der Ruderer von Bayer Leverkusen (denn Leverkusen ist die nördlich Flittards gelegene Stadt). Und wird von einem Schlosspark überrascht.
Überrascht wird man wirklich, schon weil im Schlosspark alles andere als ein Schloss steht – vielmehr ein gruseliges, scheinbar an sämtlichen Fenstern und Türen luftdicht versiegeltes und leicht beprühtes Bauwerk. Daran, dass dort bis zum am Ende des Zweiten Weltkriegs ein Schloss gestanden hat, erinnert bloß ein Kunstwerk.
Im Jahr 2002 hat der Künstler Herbert Labusga das Schlossportal in Originalgröße, aber schön stilisiert-reduziert nachempfunden – eine von vielen Plastiken im alten Schlosspark, der anders als das Schloss als Englischer Garten klassischen Stils, also mit einer Menge unterschiedlicher, großer Bäume, erhalten geblieben ist. Ihn hatten schon die von Fürstenberg-Stammheims angelegt, denen das Schloss jahrhundertelang gehört hatte und die sich besonders in der Zeit, als Köln preußisch geworden war, mit seinerzeit gängigen Kunst- und Bauwerken wie etwa dem damals zuende gebauten Kölner Dom mäzenatisch befasst hatten.
Das heutige Gebäude im Park bezeichnen ältere Kölner Stadtpläne als Ulrich-Haberland-Haus. Den Namen können Fußballfreunde natürlich sofort zuordnen: Das Leverkusener Fußballstadion trug lange den gleichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Bayer AG also den Park erworben und dort ein Werks-Altenheim errichten lassen, das nach dem Vorstandsvorsitzenden der Nachkriegszeit benannt worden war (und dass dieser Ulrich Haberland in seinem Wikipedia-Eintrag derzeit nur auf einem Foto zu sehen ist, das ihn “als Zeuge während der Nürnberger Prozesse” zeigt, weist noch auf andere Geschichten… Schließlich hatte Bayer in der Nazizeit zur berüchtigten IG Farben gehört.)
Später wurde das Altenheim als Studentenheim benutzt noch später, laut Wikipedia ab 2001, dann gar nicht mehr. Benutzt wird derzeit bloß der Park am Rhein. Er ist nicht nur sowieso schön, besonders natürlich, wenn die Bäume darin Laub tragen, sondern enthält eben auch noch eine Menge Kunst, die auch Menschen, die nicht unbedingt zu den Anhängern von sog. Kunst im öffentlichen Raum zählen, Freude bereiten kann.